Ratinger Bienenzuchtverein

von 1868 e. V.

Monatsbetrachtung Januar 2016

 

Monatsbetrachtung Januar 2016

In diesem Jahr möchte ich die Tradition der Monatsbetrachtungen im Imkerverein Ratingen wieder aufleben lassen. Von 2010 bis 2013 hatte Siggi Haase berichtet, wie es ihm jeweils ergangen ist. 2014 und 2015 hat Dietmar Herzog in einem Jahresrückblick über sein persönliches Imkerjahr berichtet.

Zum Einstieg ein paar Informationen zu meiner Imkerei. Ich imkere seit 2011. In 2016 will ich ab April mit ca. 10 Völkern in die Honigproduktion gehen. Aktuell habe ich ein paar Völker mehr, die überzähligen Völker werde ich im Frühjahr abgeben.

Von der Bienenrasse her habe ich zum Teil Carnica-Bienen. Diese Rasse mit Ursprung in Südost-Europa ist inzwischen sehr weit in Deutschland verbreitet und wird auch vorrangig in Ratingen gehalten wird. Daneben habe ich in diesem Jahr einige Völker mit Buckfast-Königinnen, einer Züchtung, der eine besonders große Friedfertigkeit zugeschrieben wird. Alle Königinnen sind standbegattet, das heißt, dass die Drohnen aus der näheren Umgebung in Ratingen stammen. Bei ihrem Hochzeitsflug haben meine Königinnenn jeweils 10 bis 15 Drohnen „geehelicht“. Sie stellen ihre Männer vorher nicht ihrem Imkervater vor und fragen um Zustimmung: ich kann also nur auf einen guten Geschmack meiner Königinnen hoffen. Die Arbeiterinnen, die aus diesen Verbindungen entstehen, sind hoffentlich eine gute Mischung - friedlich und fleißig - aus bekannten (warum sie bekannt sind, werde ich im Laufe des Jahres noch berichten) Carnica- oder Buckfast-Königinnen und den regional herum vagabundierenden Drohnen.

Bienen halten keinen Winterschlaf, sondern ziehen sich fest in ihrer Wintertraube zusammen. Traube heißt die Kugel aus Bienen, die in 4 bis 6 Wabengassen im Bienenkasten, der Beute, sitzt. Vom Umfang her ist sie etwas größer als ein Handball. Je kälter es ist, desto enger ziehen sich die Bienen zur Traube zusammen, um deren Außenfläche zu reduzieren und möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Die Bienen heizen nur die Traube, im übrigen Bienenkasten herrscht Außentemperatur. Die Position an der Außenfläche der Kugel wird permanent gewechselt, die Bienen von der Kältefront dürfen immer wieder nach innen und sich aufwärmen. Evtl. sehen sie auch nach, ob die Königin noch da ist. Da es im Bienenstock stockduster ist, sehen sie die Königin nicht, sondern merken an den Pheromonen der Königin, die diese abgibt, dass sie noch da ist. Die Königin sitzt in der Mitte der Traube, wo es am wärmsten ist und das Volk vielleicht auch schon bei 36 Grad Celsius ein wenig Brut pflegt. Die Bienen warten auf Temperaturen über 10 Grad Celsius, ab denen sie wieder draußen zu sehen sind und vor allem Pollen sammeln für ihre Brut.

Über imkerliche Aktivitäten gibt es im Januar nicht viel zu erzählen, mit Arbeiten an den Völkern kann ich warten, bis es wärmer wird. Mir wäre es bezogen auf die Imkerei lieber gewesen, wenn Dezember und Januar frostig gewesen wären. Denn dann fangen die Bienen nicht so früh wieder an, größere Mengen an Brut zu pflegen und damit auch die Varroa-Milbe zu vermehren, den größten Feind der Bienen in Deutschland. Aber selbst im rheinischen Winter mit seinen milden „Winter“-Temperaturen ist es zu kalt, um ins Volk hineinzusehen und dabei einzelne Waben aus dem Volk zu ziehen. Das würde das Volk zu übermäßiger Aktivität verleiten und nur aufregen nach dem Motto „Was will der schon wieder?“. Trotzdem erlaube ich mir ab und zu, zumindest bei einem Volk mal unter dem Deckel durch die durchsichtige Folie zu sehen, die auf den Waben liegt. Als Rechtfertigung gegenüber sittenstrengen und altgedienten Imkern, die sich besser im Griff haben, dient die Auskunft, dass es das schwächste Volk ist oder dass es wichtig ist nachzusehen, ob das Volk noch Kontakt zu den Futterwaben hat. Es ist eben schön, auch im Winter echte, eigene Bienen zu sehen und nicht nur fremde auf YouTube im Internet.

Ihr Antonius Woltering