Ratinger Bienenzuchtverein

von 1868 e. V.

Monatsbetrachtung Oktober 2012

Das ist ein großes Schlafengehen
Zur Stunde um mich her.
Und doch bleibt alles fortbestehen,
Wird es auch ringsum leer.
Der Wind spielt keck mit Blatt und Strauch.
Die Luft ist klar und weit.
Ach, fänd‘ ich am Ende auch
Solch weise Heiterkeit.
Herbert Kümmel


Im Oktober haben wir eine rasche Verkürzung der Tageslänge festzustellen. Die Sonne verliert spürbar an Kraft und die täglichen Durchschnittstemperaturen sinken in Ratingen auf ca. 11°C (langjähriger Mittelwert). Anfang Oktober reifen die Walnüsse und Mitte Oktober fallen die Edelkastanien. Viele Tiere in der Natur nutzen dieses Angebot des Überflusses um ihre Wintervorräte anzulegen. Auch unsere Bienen haben ihr Winterfutter erhalten, aufgearbeitet und in die Waben eingelagert. Jede verdeckelte Wabenzelle ist wie eine Konservendose und kann bei Bedarf geöffnet werden. Im Oktober beginnen auch die Bienen von ihren eingelagerten Vorräten zu zehren. Die letzten größeren Brutflächen laufen aus und die Bienen finden sich zur Wintertraube zusammen. Nur an wenigen sonnigen Tagen kommt die Tagestemperatur noch über 18°C und die inzwischen deutlich geringeren Flugbienen sammeln noch Nektar und Pollen vom Efeu oder von einem nahegelegenen Senffeld. Mit den ersten Nachtfrösten erlischt auch diese letzte Tracht. Mittags sieht man, wie sich die Winterbienen vor den Fluglöchern einfliegen und auf kurzen Ausflügen ihre Kotblasen vor der langen Winterruhe noch einmal entleeren. Nach einer Imkerregel sind die Bienenvölker ca. drei Wochen nach dem ersten Frost brutfrei. Gegen Monatsende erreicht die Laubfärbung in der Natur ihren Höhepunkt und es gibt kaum noch Trachtmöglichkeiten. Schwärme von Zugvögeln wie Kraniche und Wildgänse ziehen zu tausenden nach Süden um den kältesten Tagen des Jahres zu entkommen. Unsere Bienen sitzen nun in einer Traube zusammengezogen auf den Waben und halten Kontakt zum Futtervorrat. Für den Imker gibt es im Oktober nur wenig an den Bienen zu tun. Lediglich Mäuseschutzgitter sollen das Eindringen der Nager verhindern und den Bienen die notwendige Ruhe verschaffen. Für eine Winterbehandlung gegen die Varroamilbe ist es noch zu früh, da in der Regel noch Brut vorhanden ist. Andere Arbeiten wie das Auslassen von Wachs im Dampfwachsschmelzer stehen nun an. Auch die Absperrgitter lassen sich im Dampf mit wenigen Handgriffen reinigen. An den nun längeren Abenden lassen sich auch Kerzen drehen und gießen, um für das Weihnachtsgeschäft gerüstet zu sein. Nach meinen Erfahrungen wird die Hälfte des Jahreshonigumsatzes in den letzten vier Monaten des Jahres gemacht. Diese erhöhte Kaufbereitschaft sollte der Imker durch den Besuch von Herbst- und Weihnachtsmärkten nutzen.
Dietmar Herzog