Ratinger Bienenzuchtverein

von 1868 e. V.

Siegfried Haase

Auch süchtig ?

Dann kannst Du nur ein Imker sein.
Jedes Lebewesen hat seinen eigenen Duft - ob Geflügel, Kaninchen, Schafe - den es manchmal zu ertragen gilt.
Aber Bienen - wer einmal die Tür seiner Bienenbeute geöffnet hat kann das "schnüffeln" nicht mehr lassen. ( In Österreich wird Bienenluft schon mit einem gesundheitlichem Aspekt verkauft).
Jetzt aber sollte man seinen Bienenstock zwar nicht sich selbst überlassen, aber die Bienen haben ihre Ruhe verdient.
Bis auf einige Reinigungsflüge bei schönem Wetter und über 7 °C erkennt man außerhalb der Beute keine Aktivitäten.
Reinigungsflug ist das Entleeren des Darmes außerhalb des Stockes, beim Rückflug nimmt die Biene etwas Wasser auf und schließt sich an ihre Traube wieder an. Eine Winter-Traube ist der Zusammenschluss eines Volkes in der kalten Jahreszeit zur Kugelform. Dadurch reguliert die Biene ihre Temperatur. Am Außenmantel fällt die Temperatur nie unter 7 °C während im Inneren der Traube ca 30 °C herrschen, bei Brutbeginn ab Februar steigt die Temperatur bis 36 °C an. Die Mantelbienen begeben sich ins Innere der Kugel und wechseln den Platz mit den Zentrumsbienen: die Biene schläft nicht.
Die momentane Ruhe lässt einen Rückblick auf das letzte Jahr zu.
Vor Jahresblick war ich noch bienenloses Mitglied im Ratinger Bienenzuchtverein e.V.
Somit war ich das Vereinsküken, das von der Biene nur soviel wusste, dass diese vorn Honig sammelt und hinten stechen kann. Um das alles etwas besser kennen zu lernen, stellte mir mein Verein einen Paten zur Seite. Und heute, nach einem Jahr, muß ich sagen: ohne meinen Bienenpaten wäre so viel schief gelaufen, dass ich nie zur Honigernte gekommen wäre. Sicher, bei der mtl. Versammlung des Vereins bekomme ich auf jede Frage auch eine hilfreiche Antwort. Aber- ich bin das Küken, und wer fragt schon viel als Küken, auch wenn ich die 65 eben überschritten hatte. Soweit zu mir.
Da ich - wie schon gesagt - von nichts eine Ahnung hatte zeigte mir mein Pate erst mal ein Bienenvolk im Stock. Also, da bekam ich schon allerhand Respekt vor den kleinen Künstlern, obwohl noch keine Flugzeit war. Ich lernte Rähmchen drahten, Mittelwände einlöten und allerlei Tätigkeiten, um das Bienenvolk in seiner Entwicklung zu unterstützen. Mein Pate stellte mir einige Beuten, Rähmchen und allerlei nützliche Utensilien zur Verfügung, erklärte mir deren Handhabung und Verwendung.
Nur - noch hatte ich keine Bienen.
Wie ich daran kam und wie es weiterging - das erzählt Euch demnächst hier auf dieser Seite
Euer Küken Siegfried

II. Die ersten Bienen

Ich konnte es kaum erwarten. Ein Imker meines Vereins, der selbst Königinnen zieht und Völker aufbaut versprach mir 2 Völker. Andere Bienen flogen schon, aber ich bekam meine erst Mitte Mai, weil dann das Risiko der falschen Völkerbehandlung und Rückschläge geringer sei. Joi, joi, war ich nervös! Aber jetzt flogen meine Bienen und sammelten für ihren Nachwuchs Pollen und Nektar.
Vorausschauend dachte ich mir: wenn im Winter 50 % Verlust eintritt, kann ich mit 2 Völkern weiterarbeiten.
Etwa gleichzeitig besorgte mir mein Bienen- Pate 2 Völker eines verstorbenen Imkers incl. 2 Hinterbehandlungsbeuten auf 3 Etagen. Wenn ich daran denke als wir die holten bekomme ich heute noch ein schlechtes Gewissen.. Aus einem Gartengelände mit vielen, vielen Stufen. Es hatte angefangen zu regnen und dann schleppten der Verkäufer und mein Pate die schweren Kästen zum Auto.
Im Dunkeln zu hause angekommen, Kästen ausladen, ca. 200 mtr über die Wiese zum Bienenstand, auf den bereitgestellten Platz und Flugklappe öffnen - 22.00 Uhr. Am nächsten Tag kam mein Pate zeitig und wir haben in den beiden Beuten erste Durchsicht gehalten. Alle 66 Waben herausgenommen, die Absperrgitter gerichtet, die Völker auf Weiselrichtigkeit kontrolliert - und ich war immer nur am staunen. Über die Bienen- und über meinen Paten. Seine Umsichtigkeit und sein Wissen.
Jetzt, ein Jahr später schreibt sich das so schnell. Aber - weiselrichtig - was ist das ? Ja, das ist das "A und 0" des Bienenvolkes. Wichtiger als die Sammelbienen für den Wintervorrat ist die Königin. Nicht nur wegen ihrer Lebenszeit von bis 5 Jahren (im Gegensatz zur Sommerbienen - 6 Wochen- oder der Winterbiene bis 8 Monate) sondern weil sie durch ihre körpereigenen Duftstoffe -.Pheromone der Königinnensubstanz..- das Volk zusammenhält, beruhigt, ihm die Charaktereigenschaften gibt, welche ein Imker- Bienenvolk haben soll: fleißig im sammeln, sanftmütig im Umgang, korrekt in der Volksführung. Wenn auf den Waben Zellen mit frischen Stiften, Streckmaden und verdeckelte Brut vorhanden sind, dann weiß man: das Volk ist weiselrichtig, d.h. es hat eine funktionelle Königin. Man muss die Königin nicht unbedingt gesehen haben. Neugier hin und her. Ich habe gelesen, dass man ein Volk auch "totgucken" kann. Also nicht aus Neugier laufend in die Volksentwicklung eingreifen. Trotzdem muss die Kontrolle stattfinden, ob das Volk schwarmbereit ist und abhaut. Ein Bienenvolk und eine MenschenFamilie hat ähnliche Eigenschaften.
1. Ist die Wohnung zu klein - wird umgezogen.
2. Sind zu viele in der Familie, welche etwas zu sagen haben wollen - wird sich getrennt.
3. Heiratsfähige Töchter ziehen aus.
Und bei der Biene? Es ist der natürliche Vermehrungstrieb. Da aber i.d.R. nur eine Königin im Volk herrscht findet der erste Schwarm statt, wenn eine neue Königin schlüpft. Zum anderen will das Volk bauen und Nachwuchs ziehen. Wenn kein Platz mehr ist - wird ausgezogen mit der Königin. Demzufolge: keine 2. Königin im Stock zulassen und genügend Platz geben. Also brach ich die Weiselzellen - welche die zukünftigen Königinnen hervorbringen würden - heraus und verschulte sie extra, d.h., die Weiselzelle wurde mit Wachs in einem kleinen Käfig befestigt und mit einigen anderen bienenbestückten Waben in eine neue Beute gesetzt. Wurde die Jungkönigin nicht abgestochen sondern angefüttert konnte ich sie aus dem Käfig ins Volk geben und hoffen, dass der Hochzeitsflug Erfolg bringt. So verfuhr ich in mehreren Fällen, so dass ich bis Trachtende 8 Völker zur Verfügung hatte. Da ich als Anfänger für Anfänger schreibe, die eventuell Lust auf den Umgang mit Bienen haben, stehen noch einige Begriffe offen: Tracht / Vermehrung / Drohn / Honigeintrag und nimkerhonig", Platz geben, .. Kosten . . .!
Versprochen: auf meine nächsten Zeilen braucht Ihr nicht so lange warten
Euer Küken (mit Federn) Siegfried

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